Oktober 2025

Die Karyatiden kommen zurück

Wir hatten in diesem Jahr ein straffes Programm zu realisieren. Die äußere Hülle des Winzerhauses musste dringend instand gesetzt werden.

Der Altan war einsturzgefährdet, Teile der Dächer undicht. Wir starteten zeitig im Januar und lagen gut im Plan. Dann stellte sich heraus das die desolate Altanplatte sich auf die Karyatiden (tragende Frauenfiguren) abgelastet hat und eine Vielzahl von Haarrissen und Verformungen verursacht hat.

Restaurieren kann man das nur, wenn die Terrassenplatte weg ist, da man die Figuren nach oben ziehen muß. So eine Chance hat man schätzungsweise nur alle 100 Jahre. Außerdem standen wir einem erheblichen Kosten – und Zeitdruck gegenüber.

Alle Beteiligten erkannten die Situation und jeder engagierte sich ein bisschen mehr als er musste. 3 Monate später war es vollbracht. Die Bildgiesserei Seiler schaffte, woran fast keiner glaubte. Die Figuren wurden ausgeschwenkt, in den Werkstätten restauriert und am 08.10.25 unter Beifall wieder eingeschwenkt.

Großen Dank an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die in einer Blitzaktion eingesprungen ist !!

Abstimmungsrunden am laufenden Band

Bei Restaurierungen dieser Güte ist der Abstimmungsbedarf mit den Fachplanern und insbesondere mit den Experten der Schlösser und Gärten Sanssouci erheblich.

In kurzen Abständen haben wir uns vor Ort getroffen und vor allem lösungsorientiert entschieden. Unser Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen der Stiftung für diese wirklich vorbildlich angenehme Zusammenarbeit.

Alle haben sich dem gemeinsamen Ziel untergeordnet – und wenn uns jetzt noch ein paar Tage schönes Wetter geschenkt werden, sind wir im Dezember fertig und Potsdam um eine wunderschöne Turmvilla reicher.

Wir hatten einen Traum

Bei dem Wiederaufbau der Alter Neuendorfer Kirche fanden wir in den Resten des alten Gewölbes blaue Farbe mit Fragmenten von Sternen. Dieses Motiv wurde in den Jahren um 1850 oft benutzt, vor allem an den Decken und Apsiden der Kirchen aber auch im König- und bürgerlichen Villenbau.

Das Motiv wurde von Schinkel für die Neuaufführung von Mozarts Zauberflöte als Theaterkulisse geschaffen.

Die Angerkirche wie auch der Winzerberg, aber auch die Friedenskirche in direkter Nähe gehen auf Skizzen von Friedrich Wilhelm IV. zurück. Diese Gebäude wurden um 1850 gebaut. Da lag der Analogieschluß nahe, das auch an der Turmdecke des Winzerhauses dieses Motiv zu finden war. Wir hatten Glück und konnten dies restauratorisch nachweisen.

Und jetzt haben wir unseren Sternenhimmel. Wir haben, wie so oft das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden und unsere Restauratorin Elka Beutel begeisterte die Kinder mit den Vergoldungen. Frau Bugenhagen von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz durfte, stellvertretend für alle Unterstützer den ersten vergoldeten Stern montieren.

Finale bei der Restaurierung des Winzerhauses

Kaum sind die Karyatiden wieder aufgestellt, begannen die Aufbauarbeiten der darüber liegenden Elemente. Wir mussten straff arbeiten um die Arbeiten an dieser Stelle noch in diesem Jahr abschliessen zu können. Wir danken den Handwerkern der Baudenkmalpflege Potsdam die dieses Tempo realisierten.

Die jungen wilden vom Berg

Eine der schönsten Geschichten in diesen Wochen: Anfang des Jahres stellte sich die Aufgabe, etwa 70 Meter Mauerabdeckung in Form einer 38 cm breiten Rollschicht an der oberen Talutmauer herzustellen.

Die Handwerkertruppe – von 68 bis 83 Jahren jung – um Ofenbaumeister Werner Rose kann eigentlich alles herstellen, nur kein ziegelsichtiges Mauerwerk.
Aber sie wollten es versuchen. Nach einigen Versuchen war das erste Feld fertig und wir rechneten aus, wie weit wir in diesem Jahr kommen könnten. Wenn alles gut läuft, schaffen wir vielleicht die Hälfte – dachten wir.

Dann nahm die Aktion richtig Schwung auf: Immer mehr handwerkliche Ehrenamtliche unterstützten die Männer, die unter der Führung von Sozialarbeiterin Monika Miess über sich hinauswuchsen.

Plötzlich rückte das Ziel, in diesem Jahr alles zu schaffen, in greifbare Nähe. Die Arbeitseinsätze pro Woche wurden verdoppelt und verdreifacht – und am 27.10. war es geschafft: Zieleinlauf!

Wir tauften die Altherrentruppe „die jungen Wilden“ und danken ihnen herzlich für diese Spitzenleistung!

Wir übernehmen den Wirtschaftshof in der Schopenhauer Strasse

Unser Vereinsareal wird erweitert. In den letzten 20 Jahren haben wir die 5000m2 des östlichen Winzerbergs wiederbelebt. In den nächsten Jahren beschäftigen wir uns mit dem westlichen Berg – wieder 5000 m2 ! Aber wir haben nun schon Erfahrung und vor allem das Wichtigste : Wir haben eine ständig wachsende Anzahl von Unterstützern und fitten Ehrenamtlern. Wir haben nun die Gebäude der ehemaligen Hundestation übernommen. Eine Aufgabe die uns länger beschäftigen wird.

Gebt uns drei Jahre Zeit und Ihr erkennt den Komplex nicht wieder.

Noch mehr stille Heldinnen & Helden

Im Alltag übersieht man leicht besondere Leistungen. Auf dem Berg gibt es viele Beispiele engagierter Mitstreiter, zwei davon möchten wir hier kurz vorstellen:

Unsere Renate Kärsten war im Berufsleben am Bonner Verwaltungsgericht tätig. Im anschließenden Unruhestand arbeitete sie bei uns ehrenamtlich in der Gruppe „Grün und Wein“. Als es körperlich schwieriger wurde, suchte sie sich ein neues Betätigungsfeld auf dem Berg: Sie erkannte, dass unsere Toilettencontainer ständige Pflege benötigten. In den Sommermonaten besuchen bis zu 10.000 Gäste den Berg – und plötzlich verwandelten sich die WC-Container. Nicht nur waren sie plötzlich sehr gepflegt, sondern in ihrer charmanten Art überzeugte Renate auch unsere Berghandwerker Ventile, Armaturen und Handtuchspender auszutauschen.

Auch die Eingangsstufen wurden auf ihr Drängen hin verbessert. Und als Nächstes stehen die Malerarbeiten an – alles still, ohne Tribüne und große Worte. Plötzlich fängt ein alter WC-Container an zu strahlen.

Seit Jahren arbeitet zudem Volker Matkewitz bei uns auf dem Berg – ein begnadeter Maurer und Kenner historischer Bausubstanz. Obwohl er inzwischen Rentner ist, arbeitet er weiterhin bei der Baudenkmalpflege Potsdam GmbH und steht uns auf dem Berg zur Verfügung. Tagsüber mauert, fugt und versetzt er, abends liest er und bereitet den nächsten Tag vor. Die Arbeiten am Sichtmauerwerk hinter dem Winzerhaus sind fachlich anspruchsvoll. Um unserem denkmalpflegerischen Anspruch gerecht zu werden – Volker meistert dies mit Bravour, oft bis in die späten Abendstunden.

…wie es so schön heißt: Großes entsteht wenn Menschen mehr tun, als sie müssen.